Latexmatratzen
Rohstoff natürlichen und synthetischen Ursprungs
Für die Herstellung von Latexmatratzen werden heute sowohl der natürliche Rohstoff, synthetisch hergestelltes Latex, als auch eine Mischung aus beidem verwendet. Dabei ist ein Unterschied in den Eigenschaften für den Nutzer kaum feststellbar.
Aufgeschäumter Latex ist ein hoch flexibles Material mit zwei besonders herausragenden Eigenschaften: Zum einen ermöglicht es aufgrund seiner runden Zellen optimale Unterstützung in alle Richtungen sowie ausgezeichnete Punktelastizität. Das heißt, die Matratzen geben nur an den Stellen nach, an denen sie belastet werden und kehren bei Entlastung sofort wieder in die Ausgangslage zurück. Zum anderen leistet das Material unter Belastung wachsenden Widerstand, was zur Entspannung aller Muskeln beiträgt. Wegen ihrer großen Anpassungsfähigkeit eignen sie sich besonders gut für Menschen, die es gern kuschelig haben.
Millionen zusammenhängender mikroskopisch kleiner Luftkammern im Latexschaum, die durch das Aufschäumen des flüssigen Latex entstehen, gewährleisten eine gute Wärmeisolierung und Schweiß-Verdunstung sowie gleichmäßige Luftzirkulation und Belüftung. Latexmatratzen haben ein deutlich höheres Raumgewicht als beispielsweise Kaltschaummatratzen. Deshalb sollte man beim Kauf einer Latexmatratze auch bedenken, dass die Matratze umso schwerer ist, je mehr Material verarbeitet wurde. Das Gewicht gibt also Aufschluss über den Materialeinsatz und damit auch über die Qualität der Matratze. Beim regelmäßigen Drehen und Wenden der Matratze muss es aber auch „gestemmt“ werden.
Dem menschlichen Körperaufbau entsprechend werden Latexmatratzen mit drei bis zu sieben unterschiedlich harten Liegezonen hergestellt.
Es empfiehlt sich, nach dem Aufstehen mit Stoßlüften für einen Luftaustausch im Schlafraum zu sorgen, damit die Latexmatratze die aufgenommene Feuchtigkeit besser an die Raumluft abgeben und regenerieren kann.
Es gibt drei Verfahren zur Herstellung von Latexschaum für Matratzen:
Das Dunlop-Verfahren (1929): Dampf
Das Talalay-Verfahren (1956): Gefrieren
Das SonoCore-Verfahren (2013): dielektrische Aufheizung
Bei allen drei Verfahren ist Latex der wichtigste natürliche Rohstoff. Bei der Herstellung werden Additive wie Geliermittel, Beschleuniger, Vulkanisationsmittel, Antioxidans, Wasserenthärter, Seife und Stabilisatoren verwendet. Der größte Unterschied besteht bei den verwendeten Geliermitteln: Während beim Talalay-Latex CO2 zugesetzt wird, verwendet man bei der Herstellung von Dunlop- und SonoCore-Latex NSF (Natriumhexafluorosilicat, früher Natriumsilocofluorid).

Beim Dunlop-Verfahren, das Ende der 1890er Jahre entstand, werden Latex und verschiedene Zusatzstoffe mit Luft aufgeschlagen. Der so gewonnene Schaum wird in eine Stahlform gegossen und anschließend erhitzt. Das Ganze ähnelt einem überdimensionalen Waffeleisen, in dem der Latex „gebacken“ wird. In die Form eingearbeitete Heizstifte ergeben nachher die charakteristischen Löcher in der Latexmatratze: der so genannte Stiftlatex entsteht. Diese exakt angeordneten Hohlräume entscheiden später über die Liegeeigenschaften des fertigen Latexkerns. Auch unterschiedliche Härtegrade und Liegezonen werden so in den Kern eingearbeitet. Durch das Erhitzen der Stifte härtet der Latexkern gleichmäßig aus. Mehrmaliges Auswaschen und die anschließende Trocknung schließen den Fertigungsprozess ab.

Das Talalay-Verfahren wurde in den 1930er Jahren von zwei russischen Ingenieuren entwickelt und nach ihnen benannt. Der Nachteil dieses Verfahrens ist der sehr hohe Energieverbrauch bei der Produktion der Latexkomponenten, der fast um das 5-Fache über dem ursprünglichen Dunlop-Verfahren liegt.
Beim Talalay-Latex wird nach dem Einfüllen in die Gussform ein Vakuum erzeugt, was dazu führt, dass sich das Material optimal und ohne ungewollte Lufteinschlüsse verteilt. Sodann wird das Latexgemisch auf –30 °C gefroren, so dass sich letzte kleine Luftpartikel gleichmäßig verteilen. Daran schließt sich eine Erhitzung auf 115 °C an, welche die Vulkanisierung einleitet.
Einfüllen -> Vakuum -> Gefrieren
Gelbildung -> Vulkanisierung -> Auswaschen
Hierbei entsteht eine kreisrunde, offene Zellstruktur, die außergewöhnliche Elastizität und Langlebigkeit des Materials gewährleistet und Talalay-Latex zu einem hochwertigen Material macht.
Wegen des energieaufwändigen und teuren Herstellungsprozesses gibt es weltweit nur noch einige wenige Hersteller, die das Talalayverfahren anwenden. Ferner achten umweltbewusste Verbraucher zunehmend auf die Produktionsbedingungen, die beim Talalay-Latex aufgrund des hohen Energieverbrauchs als Nachteil bewertet werden.

Das SonoCore-Verfahren wurde 2012 von einem Forschungs- und Entwicklungsteam der belgischen Firma Latexco entwickelt und zum Patent angemeldet.
SonoCore ist eine Kombination aus einer verbesserten Rezeptur der Latexzusammensetzung und einer technologischen Neuerung, mittels derer Latexschaum nun energieeffizienter hergestellt werden kann. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des Vulkanisations- und Trockenprinzips, jedoch mit neuen Rezepturen.
Das Verfahren ist deutlich energieeffizienter und führt zudem zu einer wesentlich gleichmäßigeren Struktur des Latexschaumes. Dadurch kann Feuchtigkeit gut aus der Matratze ausgeleitet werden.