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Geschichte und Kultur des Schlafens

Überall auf der Welt schläft der Mensch und schon seit Beginn der Menschheit ist der Schlaf lebensnotwendig. Nichtsdestoweniger hat sich der Umgang mit Schlaf im Laufe der Geschichte verändert und es gibt große Unterschiede darin, wie der Schlaf in verschiedenen Kulturen bewertet und zelebriert wird.

geschichte und kultur des schlafens

Schlaf früher und heute

Als die Uhren noch nicht die Zeit angaben, bestimmten der Jahreslauf der Vegetation und der Stand der Sonne die Zeiteinteilung der Menschen. Sie arbeiteten bei Tageslicht und schliefen bei Dunkelheit.

schlaf früher und heute

Steinzeitmenschen schliefen in Höhlen auf dem Boden, auf dem sie Pflanzen oder Tierhäute ausbreiteten. In der frühen Bronzezeit wurden Liegemulden in den Erdboden gegraben und mit Matten ausgelegt. Diesen Ursprung verrät sogar noch unser heutiges Wort „Bett“, das auf die Bedeutung „in den Boden eingewühlte Lagerstätte“ zurückgeht.

In Ägypten (ca. 3.000 v. Chr.) stellte man sich vor, dass der Schlafende jede Nacht in die Urgewässer des Flusses „Nun“ hinabsteigt. Man kannte zwar die medizinische Funktion des Schlafs noch nicht so gut wie heute, ahnte aber, was es damit auf sich hatte. So stellte man sich vor, dass der Schlaf den Menschen in die Unterwelt führt, um dort die Kräfte zu erneuern, die er während des Tages verbraucht hat.

Zu dieser Zeit gab es in Mesopotamien, Ägypten und Babylonien die ersten Baumwollmatratzen, die bis zum Ende der Antike als Meilenstein und Wendepunkt in der Geschichte des Schlafens gelten können. Die Ägypter waren wohl außerdem die ersten, die das Bett vom Boden auf erhöhte Pritschen verlagerten, um sich so vor umher kriechendem Getier zu schützen. Der Pharao Tutanchamun hatte ein goldverziertes Bett aus Ebenholz.

schlaf früher und heute 2

Auch im antiken Griechenland (ca. 500 v. Chr.) hatte der Schlaf eine Beziehung zur Unterwelt. Neben der Erholung kam ihm eine mysteriöse und gefährliche Bedeutung zu. Die Nacht galt als Zeit der Unsicherheit und der Gefahr. Zugleich gab es bereits eine frühe Form der Schlaftherapie, den „Tempelschlaf“, der 21 oder 40 Tage dauerte, dämonische Kräfte besiegen und so Kranke wieder gesund machen sollte. Aus heutiger Sicht kann man die Techniken, die dabei zum Einsatz kamen, als Hypnose, Suggestion und Traumreisen bezeichnen.

Auch im Römischen Reich gab es bereits komfortablere Betten mit Matratzen, die mit Schilf, Heu, Wolle oder Federn ausgepolstert wurden. Bei Ausgrabungen am Golf von Neapel entdeckte man im Haus einer Sklavenfamilie aus dem Jahr 79 v. Chr. eine Kinderwiege mit einer Matratze aus Pflanzenfasern. Aus diesem Fund schließt man, dass sich auch das einfache Volk schon Schlafkomfort leistete.

Für die alten Chinesen und die Indianer Nordamerikas war die Welt des Traums ähnlich wirklich wie die Welt des Wachseins. Träume hatten weit reichende Bedeutungen und bestimmten damit auch über das Leben in der Zeit nach dem Traum. Um Einfluss auf das Traumgeschehen zu nehmen, verwendeten die Indianer Traumfänger. „Klassische“ Traumfänger bestehen aus einem hölzernen Reifen, in den ein spinnennetzartiges Geflecht gespannt ist. Leder, Perlen, Federn und andere Materialien verzieren das Ganze. Der indianische Glaube besagt, dass alle Träume von dem magischen Netz angezogen werden, wenn der Traumfänger über dem Schlafplatz (am Kopfteil) hängt. Die schlechten Träume verfangen sich im Netz und bleiben darin hängen, die guten hingegen finden den Weg durch das Loch in der Mitte und gleiten sanft an den Bändern und Federn auf den Schlafenden herab, der sie träumt. Bei Tagesanbruch lösen sich die schlechten Träume im Netz auf.

Unser Wort „Matratze” geht auf das arabische „matrah“ zurück, das so viel bedeutet wie „Ort, wohin etwas geworfen oder gelegt wird“. Von ihren Kreuzzügen brachten die Kreuzritter diese Bezeichnung und die arabische Art des Schlafens mit nach Europa: Von nun an schliefen sie auf Matten, die auf dem Boden ausgebreitet wurden. Betten gab es noch nicht. Das Wort „Schlaf“ ist aus einem Tätigkeitswort abgeleitet, dem mittel- und althochdeutschen Verb „släfen“, was „schlaff werden“ bedeutet.

Im Mittelalter und bis in die späte Neuzeit hinein hatte in warmen Regionen das Schlafen für das gemeine Volk öffentlichen Charakter. Man traf sich des Nachts gemeinschaftlich an Plätzen, denen man keine besondere Aufmerksamkeit zollte und die jedermann zugänglich waren. Wer konnte, schlief auf einfachen Säcken, die mit Seegras, Schilf, Stroh oder Spreu gefüllt wurden. In kälteren Regionen oder Jahreszeiten schliefen viele Menschen gemeinsam im Wohnraum, der zugleich als Küche diente. Das Vieh wurde nachts hereingeholt und wärmte den Raum.
Für uns in Mitteleuropa ist es heute völlig normal, dass wir einen separaten Schlafraum nutzen. Doch die antike Vorliebe für Bequemlichkeit lebte erst im 15. Jahrhundert – während der Renaissance – wieder auf und man legte Wert auf ein komfortables Nachtlager. Matratzen wurden mit getrockneten Gräsern, Heu, Wolle, Federn oder Schilf gefüllt. In Deutschland war dies jedoch bis in die Neuzeit purer Luxus und nur höheren Schichten vorbehalten.

Erst mit Erfindung der ersten Himmelbetten im Mittelalter entwickelte sich auch die Idee, einen separaten Raum für das Schlafen zu nutzen: Dach und Vorhänge aus Stoff machten das Bett zu einem abgeschlossenen Raum, der Privatsphäre bot und zugleich vor Kälte und Ungeziefer schützte. Weil Himmelbetten relativ groß waren, schlief in ihnen nicht selten die ganze Familie eng aneinander gekuschelt. Erste Eisenkastenbetten mit Matratzen aus Baumwolle kamen im späten 17. Jahrhundert auf. Einer ihrer Vorteile: Sie wurden weniger stark von Insekten und anderem Getier besiedelt. Bis dahin waren diese Bewohner ganz normaler Bestandteil selbst königlicher Betten. Ohnehin war das Bett ein Privileg des Adels oder sehr reicher Bauern.

schlaf früher und heute3

Die Erfindung des Schlafzimmers kam zuerst in adeligen Kreisen an. Vom französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. weiß man etwa, dass er sein 1701 gebautes Prunkschlafzimmer zum Herrschaftszentrum seines Königreichs machte. Es befand sich in der Mitte des Palastes und wurde zum Ort der berühmten Zeremonien des Aufstehens („Lever“) und Schlafengehens („Coucher“), die Ludwig XIV. mit großem Aufwand inszenieren ließ. Das „Lever du Roi“, zu dem sich der Hofstaat allmorgendlich versammelte, gehörte bei Hofe zu den wichtigsten gesellschaftlichen Ereignissen des Tages.

Dienstboten schliefen bis Anfang des 20. Jahrhunderts in der Nähe ihrer Herrschaften, um stets zur Verfügung zu stehen. Zuweilen hatten sie auch eine kleine eigene Schlafkammer, die in der Regel nur mit Waschtisch und Waschschüssel sowie einem Bett oder einem Alkoven ausgestattet waren. Der Begriff „Alkoven“ kommt vom Arabischen „al-qubba“ oder „al-kauf“ – „Kuppel“ – und ist heute ähnlich unbekannt wie der Alkoven selbst. Gemeint ist damit eine Bettnische. Im ostfriesischen Plattdeutsch wird für Bettnische auch der Begriff „Butze“ verwendet. Eigentlich ist er ein Synonym für ein Wandbett, auch wenn wir ihn heute für eine kleine Wohnung verwenden. Der Vorteil der kleinen Alkoven oder Butzen war, dass sie wärmer waren als freistehende Betten und mehr Intimsphäre boten.

Als Betten auch beim einfachen Volk populär wurden, teilten sich meist mehrere Personen ein Bett. Vor allem Geschwister schliefen oft dicht gedrängt in einem Bett. Von Berg- und Fabrikarbeitern ist überliefert, dass Betten oft von mehreren „Schläfern“ in Schichten genutzt wurden, um über die Runden zu kommen. Zum einen zwang die Wohnungsnot dazu, Betten zu vermieten und andererseits bot dieses System eine Möglichkeit, ein kleines Zubrot zu verdienen. Ein eigenes und separates Schlafzimmer blieb somit bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein für die meisten Arbeiter ein unerschwinglicher Luxus.

Nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges war Wohnraum in Deutschland besonders knapp, Schlafzimmer waren Mangelware. Flüchtlinge und Ausgebombte wurden bei jenen Menschen einquartiert, die eine mehr oder weniger intakte Wohnung hatten. Spezielle Schlafcouches und Bettsessel wurden für all jene entwickelt, die das Wohnzimmer in der Nacht zum Schlafzimmer umfunktionierten. Erst in den 1960er Jahren entspannte sich die Lage. Mit dem Bau von mehr Wohnraum und dem Vormarsch der Kleinfamilie wurde es üblich, dass nicht nur Eltern, sondern auch Kinder ein eigenes Schlafzimmer nutzten. Das Kinderzimmer ist bis heute die Kombination aus Schlafzimmer und persönlichem Raum des Kindes.

Kulturhistoriker stimmen überein, dass die heute übliche Wohnungseinteilung in Wohn- und Schlafzimmer, Küche und Bad kaum älter als ein Jahrhundert ist. Die moderne Gesellschaft hat ihre eigenen Vorstellungen zum Wohnen und Schlafen entwickelt. Der einzelne Mensch trennt Privates und Öffentliches und es gilt als Zeichen der Zivilisation, dass wir unsere Privatsphäre schützen – vor allem beim Schlafen. So wurde das Schlafzimmer zu einem intimen Raum, aus dem Fremde ausgeschlossen sind. Während das Wohnzimmer als repräsentativer Raum genutzt wird, in dem man Gäste empfängt, wird das Schlafzimmer zum Zentrum privater Häuslichkeit, zum Innersten der Wohnung.

Mit zunehmendem Wohlstand ist es nun wichtig geworden, auch das Schlafzimmer komfortabel und ansprechend zu gestalten, so dass es zum Ausdruck unserer Persönlichkeit und unseres Lebensstils wird. Zwar finden sich in jedem Schlafzimmer mit Bett, Kleiderschrank und vielleicht einem Nachttisch identische Elemente, aber in phantasievollen Formen werden sie neu entwickelt, kombiniert und variiert. In keinem anderen Raum verbringen wir ein Drittel des Tages. So gewinnt das Styling des Schlafraums zunehmend an Bedeutung, denn die Ansprüche des Menschen an Gesundheit, Wohlfühlen und Wellness steigen. Dazu passt auch die Entwicklung, dass Boxspringbetten seit einigen Jahren immer populärer werden, denn sie setzen vor allem ästhetisch neue Maßstäbe im Schlafzimmer. Mehr über Boxspringbetten erfahren Sie hier.

Schlaf weltweit

Wir Deutsche schlafen eher wenig! In einem Vergleich der durchschnittlichen Schlafdauer in den Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt die durchschnittliche Schlafdauer in Deutschland 10 Minuten unter dem Durchschnittswert und damit auf fünftletzten Platz. Ganz hinten liegt Südkorea, wo durchschnittlich nochmals 23 Minuten weniger geschlafen werden als in Deutschland. Auf die längste Schlafdauer kommt man demnach in Frankreich, wo durchschnittlich immerhin fast 40 Minuten mehr geschlafen wird als bei uns.

schlaf weltweit

Unterschiedliche Kulturen haben auch verschiedene Einstellungen zur Zeit entwickelt. In sogenannten „monochronen“ Kulturen erledigt man eine Angelegenheit nach der anderen, legt Wert auf Pünktlichkeit und schläft lieber nachts. In „polychronen“ Kulturen erledigt man vieles gleichzeitig und gönnt sich auch tagsüber mal ein kurzes Schläfchen in der Öffentlichkeit – ob am Fließband oder unter der Verkaufstheke des Marktstandes. Heute unterscheiden sich vor allem westliche, arabische und asiatische Kulturen in ihrem Umgang mit der Zeit und haben daher gegensätzliche Vorstellungen im Umgang mit Ruhe und Aktivität entwickelt.

Diese deutlichen Unterschiede fallen spätestens dann auf, wenn der chinesische Besuch vorwurfsvoll feststellt, dass seine Gastgeber keinen quirligen Nachtmarkt und kein von 7.00 bis 22.00 Uhr geöffnetes Kaufhaus direkt vor der Tür haben und daraufhin gewohnheitsmäßig nachts den Kühlschrank plündert, um am nächsten Morgen erschöpft am Frühstückstisch einzuschlafen. Europäische Mitarbeiter von weltweit agierenden Konzernen, die zum ersten Mal vor schlafenden asiatischen Kollegen einen Vortrag halten, werden anfangs wahrscheinlich mit ihren kulturell bedingten Vorurteilen gegen Tagschläfer zu kämpfen haben.

Ganz grob kann man heute anhand der Schlafgewohnheiten drei unterschiedliche Kulturgruppen unterscheiden:

  • Siesta-Kulturen: Besonders die körperlich arbeitenden Bürger halten ein Mittagsschläfchen, bis die heißeste Zeit des Tages vorbei ist.
  • Nickerchen-Kulturen: Hier schläft man kurz zwischendurch, wenn sich die Gelegenheit bietet, sei es in der U-Bahn oder am Schreibtisch.
  • Acht-Stunden-Kulturen: Es wird exakt zwischen Arbeit, Freizeit und Nachtruhe unterschieden und auf Störungen dieser Einteilung sehr empfindlich reagiert.

Siesta, Inemuri, Powernapping

Wer schon mal in Spanien oder in einem arabischen Land war, hat erlebt, dass es am Nachmittag nicht möglich ist, Einkäufe zu tätigen. Zur „Siesta“ schließen die Geschäfte für mehrere Stunden und öffnen erst wieder, wenn die heißeste Zeit des Tages vorüber ist. So haben nicht nur einzelne Menschen verschiedene Schlafzeiten und Schlafzyklen, sondern auch kulturell und aufgrund unserer Umweltbedingungen gibt es deutliche Unterschiede.

sieste inemuri powernapping

In westlichen Industrienationen ist Schlafen eine private und intime Angelegenheit, zu der man sich in seine eigenen Wände zurückzieht. In anderen Ländern, zum Beispiel in Indien, ist es hingegen durchaus üblich, auch auf öffentlichen Plätzen zu schlafen. In Japan etwa ist der Inemuri (zu Deutsch: „anwesend sein und schlafen“) eine allgemein anerkannte Form des öffentlichen Nickerchens, das in Arbeitspausen, in der Bahn, aber durchaus auch in Konferenzen praktiziert wird. Beim Inemuri schlafen Japaner allerdings so leicht, dass sie ihre Umgebung zumindest noch teilweise wahrnehmen und deswegen auch nicht verpassen, an der richtigen Haltestelle aus der Bahn auszusteigen.

Der Inemuri ist eine kulturelle Besonderheit, die mit der gesellschaftlichen Einschätzung von Schlaf zusammenhängt. Bei uns gilt jemand, der am Tage schläft, schnell als Faulenzer, das Schlafen wird als Arbeitsverweigerung gesehen, weil Schlafen mit „nichts leisten“ gleichgesetzt wird. In anderen Kulturen wird der Schlaf am Tag aber gerade als Leistungsnachweis angesehen – jemand, der am Tag einschläft, muss so viel gearbeitet haben, dass er sich ein Nickerchen verdient hat. In solchen Kulturen sieht man Schlaf als etwas prinzipiell Positives an. Dennoch gibt es klare Regeln, wie man beim Nickerchen zwischendurch zu schlafen hat. Der Schlaf japanischer Schüler im Unterricht wird vom Lehrer toleriert, sofern die Schlafhaltung stimmt. Ein gut erzogener japanischer Schüler legt ein kleines, sorgfältig gefaltetes Handtuch auf die Schulbank, um seinen Kopf darauf zum Schlaf zu betten. Die Feinheiten des Schülerschlafs erscheinen aus westlicher Perspektive absurd: Japanische Schüler quälen sich zur Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung zur Universität abends zusätzlich zur Schule in Paukstudios. Zuhause angekommen, schlafen viele vor Erschöpfung ein, werden später von der Mutter geweckt und gefüttert, um nachts in Ruhe weiter zu lernen. Am Morgen schläft so mancher dann – erschöpft und gelangweilt – im Unterricht ein. Wie auch im Berufsleben zählt nicht allein das erreichte Lernziel, sondern vor allem, dass man sich dafür wirklich gequält hat. Ob jung oder alt – einem tagsüber schlafenden Japaner wird mit Achtung begegnet.

Benimmregeln für Schlafen in der Öffentlichkeit richten sich hauptsächlich an Frauen: Mund zu, Beine geschlossen halten und möglichst einen Platz an der Wand suchen, damit sie ihrem männlichen Sitznachbarn nicht mit ihrem herabhängenden Kopf zu nahe treten!

Neben kulturellen Unterschieden gibt es vermutlich aber auch genetische Unterschiede, so dass Japaner beispielsweise schneller einschlafen und der Schlaf beim Nickerchen sehr flach bleibt. Japanische Kinder sind von klein auf gewohnt, in Anwesenheit anderer und in sehr hellhörigen Häusern zu schlafen.

Powernapping – der Schlafkick

Zwischendurch neue Energie tanken – dafür steht der englische Begriff „Powernapping“, den man als „Kraftnickerchen“ übersetzen könnte. Gemeint ist damit ein kurzer Schlaf, mit dem sich die Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf effektiv steigern bzw. zurückholen lässt.

Powernapping der Schlafkick

Trotz erster Ansätze, das kurze und energiespendende Nickerchen auch in Deutschland gesellschaftsfähig zu machen, sind wir mehrheitlich noch weit davon entfernt, mittags bei der Arbeit ganz offen ein kleines Nickerchen machen zu können. Von anderen Kulturen können wir also noch einiges lernen!

Weitere Vorteile des „Powernappings“:

  • Reduzierung von Stress
  • Bessere Merkfähigkeit und längere Speicherung
  • Senkung der Fehler- und Unfallquoten
  • Senkung des Risikos von Herz- und Kreislauferkrankungen
  • Senkung des Burnout-Risikos
  • Hoher Erholungseffek
  • Wollen Sie das gerne mal ausprobieren? Dann gilt es nur wenige Punkte zu beachten:
  • Sorgen Sie dafür, dass sie nicht gestört werden.
  • Legen Sie störende Accessoires, wie z. B. eine Brille, ab
  • Um mitten am Tag den Kopf frei zu bekommen, kann es helfen, sich auf den eigenen Atem zu konzentrieren, indem Sie z.B. abwechselnd in die Brust und in den Bauch atmen.
  • Stellen Sie sich unbedingt einen Wecker, damit sie nicht länger als 30 Minuten schlafen. Denn ansonsten könnten Sie in eine Tiefschlafphase hinübergleiten und dann sind Sie nach dem Aufwachen nicht erholt, sondern müder als zuvor!

Während es bei uns in Deutschland immer noch viele Menschen gibt, die den Mittagsschlaf für ein Zeichen von Faulheit halten, gehören in Japan kurze Nickerchen zum Alltag und sind selbst im Berufsleben akzeptiert. Wenn Sie neugierig geworden sind und das Powernapping selbst ausprobieren möchten, sollten Sie aber besser zu Hause damit anfangen – es sei denn, Ihr Chef ist bekennender Fan des Nickerchens am Arbeitsplatz!

Sleep Machismo – Leistungskiller Schlafmangel

Schlafforscher sind sich einig: Schlafmangel ist ein Leistungskiller. Dennoch herrscht in vielen westlichen Kulturen die Einstellung vor, es sei heldenhaft, der Arbeit alles zu opfern – auch unseren Schlaf.

Immer mehr Arbeit, immer weniger Urlaub und am besten immer erreichbar sein – das ist heute für viele Menschen Realität! Und fast könnte man meinen, eine solche Einstellung zur Arbeit sei heldenhaft. Tatsächlich aber zeigen Studien aus der Schlafforschung, dass das Gegenteil der Fall ist: Nicht bewundernswert, sondern unvernünftig ist es, die Erholung der Arbeit zu opfern. Und es macht sogar dumm – und das im wahrsten Sinne des Wortes: Schon eine schlaflose Nacht hat erhebliche Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns. Dies zeigten Forscher des Brookhaven National Laboratory in ihrer Studie „Impairment of attentional networks after 1 night of sleep deprivation“.

In einer Gruppe gesunder Männer hatten sie die Hälfte der Teilnehmer für eine Nacht nicht schlafen lassen und am darauffolgenden Tag alle Probanden einem Aufmerksamkeitstest unterzogen. Zusätzliche MRT-Aufnahmen sollten zeigen, wie sich ausgeruhte und übermüdete Gehirne voneinander unterschieden. Ergebnis: Je schläfriger die Testperson, umso schlechter ihr Abschneiden im Aufmerksamkeitstest.

Tschüss Denkvermögen!

Besonders eindrucksvoll ist die Entdeckung, dass Gehirnaktivitäten höherer Ordnung das erste sind, was verloren geht. Offenbar floss bei den müden Probanden die meiste Energie in die Bemühung, wach zu bleiben statt in die Lösung der gestellten Aufgabe.

tschüss denkvermögen

Was der Mensch also durch Schlafmangel verliert, ist seine Denkfähigkeit. Dr. Gregory Belenky, Leiter des Sleep and Performance Research Centers an der Universität von Washington, bringt es so auf den Punkt: „Ein müder Arbeiter leistet nicht mehr als ein ungelernter Arbeiter.“²

Erwachsene sollten sechs bis acht Stunden Schlaf pro Nacht bekommen, damit die Leistungsfähigkeit des Gehirns nicht leidet. Wenn wir müde sind, bekommen wir Heißhunger auf Süßes bekommen: Unsere Schaltzentrale verlangt nach Zucker. Nach einem 24-stündigen Schlafentzug reduziert sich die Versorgung des Gehirns mit Glukose um sechs Prozent. Doch diese Unterversorgung ist nicht etwa gleichmäßig verteilt: Ausgerechnet jene Hirnareale, die wir am meisten brauchen, um zu denken, zwischen Ideen zu differenzieren und um zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, sind von diesem Mangel besonders stark betroffen.

Heldentum Schlaflosigkeit – eine Un-Kultur

Charles Czeisler, Chronobiologe und Professor der Schlafmedizin an der Harvard Business School, hält es für schlichtweg gefährlich, einer Kultur des „Sleepless Machismo“ Vorschub zu leisten. Er spricht von einem „Leistungskiller“³ und ist erschrocken von der heutigen Arbeitskultur, in der Schlaflosigkeit bewundert wird.

heldentum schlaflosigkeit

Czeisler konstatiert, Amerikaner betrachteten Schlaf weniger als eine biologische Notwendigkeit, sondern vielmehr als entbehrlichen Luxus, auf den zugunsten vermeintlich wichtigerer Dinge – wie der Arbeit, des Fernsehens, eines Buchs, noch einer Email oder eines Telefonats – verzichtet wird. Über Wochen, Monate und Jahre häufen sich so Schlafdefizite an – Defizite, die wie eine finanzielle Überschuldung enorme Schäden verursachen.

Betrunken zur Arbeit?

24 Stunden ohne Schlaf oder eine Woche mit nur vier oder fünf Stunden Schlaf pro Nacht zeigen eine vergleichbare Wirkung, wie ein Blutalkoholspiegel von 1 Promille. Zur Erinnerung: Wer mit einem Blutalkoholspiegel von einem halben Promille noch Auto fährt, begeht in Deutschland eine Ordnungswidrigkeit. Sein Unfallrisiko ist verdoppelt. Bei 1,1 Promille spricht der Gesetzgeber von „absoluter Fahruntüchtigkeit“, man macht sich strafbar, wenn man sich trotzdem ans Steuer setzt, das Unfallrisiko ist verzehnfacht. Die körperlichen Symptome sind z.B. ein Verlust der peripheren Sehfähigkeit, der Tiefenwahrnehmung, Sehschärfe, des logischen Denkens sowie verstärkte Stimmungsschwankungen. Niemals würde man einer Person, die regelmäßig angetrunken zur Arbeit erscheint, großartige Leistungen attestieren, doch Menschen, die ihren Schlaf opfern, werden in unserer Kultur gefeiert.

betrunken zur arbeit

Studien zufolge vergrößern Assistenzärzte, die für 24-Stunden-Schichten eingeteilt sind, ihr Risiko, sich selbst mit Nadeln oder Skalpellen zu verletzen um 61 Prozent, ihr Unfallrisiko im Straßenverkehr um 168 Prozent und ihr Risiko für Beinahe-Unfälle sogar um 460 Prozent. Zwanzig Prozent der Verkehrsunfälle werden von Forschern heute auf nichts anderes als Schlafmangel zurückgeführt. Ungeachtet dessen setzen sich immer noch viel zu viele Menschen aus beruflichen Gründen übermüdet hinters Steuer und rasen los. Zahlreiche Unternehmen verfolgen strenge Richtlinien zum Umgang mit Alkohol, aber kaum eines postuliert eine unternehmenseigene Schlaf-Kultur!

Sleep Machismo – das bedeutet laut Czeisler, dass unsere heutige Arbeitskultur die Unausgeschlafenen und ihren Schlafmangel preist, so wie wir früher Leute gepriesen haben, die trinkfest waren.

Und was ist mit unseren Kindern?

Während die ideale Schlafdauer für Erwachsene 7-8 Stunden beträgt, wären für den Durchschnittsjugendlichen neun Stunden besser. Schwierig wird es jedoch, wenn sich die Einschlafzeit etwa ab dem 12. Lebensjahr um rund zwanzig Minuten pro Jahr nach hinten verschiebt und Jugendliche einfach später müde werden. Sie kommen später und später ins Bett, obwohl sie morgens weiterhin früh wieder raus müssen. So häufen sie während der Woche einiges an Schlafmangel an. Am Wochenende gehen viele Jugendliche aus und schlafen am nächsten Tag bis in den Mittag oder sogar Nachmittag hinein, um ihr Schlafdefizit auszugleichen. Der Baseler Schlafforscher Christian Cajochen⁴ spricht in diesem Zusammenhang von sozialem Jetlag. Und weil es ungesund ist, gegen den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus anzukämpfen, haben schon viele Schlafforscher eine Lanze dafür gebrochen, den Schulbeginn nach hinten zu verschieben – eine Idee, die in einer Kultur des Sleep Machismo jedoch kaum durchzusetzen ist. Dabei haben gerade auch Untersuchungen in Schulen bestätigt, dass wenig Schlaf auch weniger Leistung bedeutet. Und schon eine 30-minütige Verschiebung des Schulbeginns zeigt positive Effekte. Eine neue Schlafkultur, die nicht mehr den Mangel an Schlaf, sondern Ausgeschlafene und das Befolgen des Bio-Rhythmus feiert, könnte also nicht zuletzt auch so manchem Jugendlichen zu besseren Noten verhelfen.

¹ Dardo Tomasi et al. (2009): Minderung der Aufmerksamkeitsnetzwerke nach einer Nacht Schlafentzug. Cereb Cortex. 2009 Jan;19(1):233-40
² Gregory Belenky, Managing Sleep and Circadian Rhythms to Sustain Operational Performance. Vortrag zum 52. Jahrestreffen der Flugsicherheit, Juli 2006, http://safetyforum.alpa.org/LinkClick.aspx?fileticket=Pyf05Sh77LQ%3D&tabid=2886, Seitenaufruf vom 19.06.2013
³ Sleep deficit: the performance killer (interview with Charles A Czeisler), Harvard Business Review, Oktober 2006, Band 84, Ausgabe 10. S. 53-59
⁴ Warum sind Jugendliche immer so müde, Herr Cajochen? (Interview mit Christian Cajochen). Der Spiegel. Ausgabe 12 vom 18.03.2013. S. 50

“

Der Schlaf ist die einzige unentgeltliche Gabe der Götter

Plutarch

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